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kunstraum niederoesterreich

SOCIAL GLITCH

Radikale Ästhetik und die Konsequenzen extremer Ereignisse

Kuratiert von: Sylvia Eckermann, Gerald Nestler, Maximilian Thoman

 

  1. Eine Ausstellung im KUNSTRAUM NIEDEROESTERREICH 25 09 - 05 12 2015
    mit Projekten im öffentlichen Raum Wiens und in Zusammenarbeit mit TONSPUR Kunstverein Wien und WUK.performing.arts

 

WORKS NEXT > Godofredo Pereira (PT/GB)

 

gerald nestler (AT)

 

 

 

Gerald Nestler, Ausstellungsansicht, Foto: © eSeL.at

gerald nestler (AT)

 

The Disruption Principle. A Conformation Game, 2015

Text und mathematische Formulierungen, Kreide, Tafel (Blackboard), 120 x 246 cm,

2 Tablets, Video (Farbe, Ton), 12:18 Min., Animation 2:04 Min.,

Schriftzug: Klebebuchstaben, 10x730 cm. Blackboard entstand in Kooperation mit dem Mathematiker und Quant Paul Wilmott während seiner Lecture Performance am 5. Mai, 2015 zur Eröffnung einer Ausstellung von Nestler im Kunstraum Bernsteiner.

 

Die Assemblage skizziert die Verschmelzung scheinbar gegensätzlichen Kräfte, die im Kondensationskern des Informationskapitalismus aktiv sind: Adaption (Anpassung) und Intervention (Störung). Diese durch kleinste Kontaminationspartikel provozierte Fusion, in der affektive Qualitäten zu quantitativen Operationen diskretisiert werden, löst eine unaufhörliche Kettenrektion aus, die sich als Randomisierung möglicher Optionen beschreiben lässt. Es bildet sich ein neuer Aggregatzustand, der durch einem Überfluss an disruptiver Störung charakterisiert ist – denn erst dadurch wird Anpassung an die Informationsumwelt gewährleistet (Grundbedingung dafür ist die Nichtexistenz alternativer Optionen, sobald die Phasenverschiebung einen kritischen Punkt überschritten hat). In der Frühzeit die Domäne menschlicher Spieler, die kybernetische Regelkreise und Spieltheorie als Erweiterung ihrer Handlungspotentiale einführten, handelt es sich heute zunehmend um ein Habitat für algorithmische Existenzen, die den affektiven Grundpegel mittels Null-Latenz zu absorbieren suchen. Die Adaption an dieses sozio-technologische Paradigma mittels kreativem Potential enggeführt – also durch ständige Infusion von Störung und Diskontinuität. Das Disruptionsprinzip besagt somit, dass die Anpassung an die informationskapitalistische Spielkonfiguration durch Regelbrüche gelingt. Wenn menschliche wie nichtmenschliche Spieler diese Option akzeptieren (wie oben ausgeführt, wird keine andere angeboten), stabilisiert sich der Aggregatzustand und die universelle Konsolidierung vollendet sich.